Danksagung post mortem - Opa Lukas Stäblein

Erinnerungen an einen geliebten Menschen.

Lukas Stäblein
Lukas Stäblein

Du hast Dich für mein Lebensrecht eingesetzt – dafür schuldige ich Dir meinen ganzen Dank. Ob es sinnvoll war, für mein vorgeburtliches Leben zu stimmen? Aus meiner heutigen Sicht – ja. Mein Heranwachsen in die Obhut derer zu geben, die mich nicht wollten, das lag nicht in Deiner Verantwortung.

Aufgrund der weiten Wohnort Entfernung von ca. 750 km habe ich nicht viel Zeit mit Dir verbringen können. Hab Dank für die Zeit, die Du mir geschenkt hast. Nicht missen will ich meine Erinnerungen an die Ferien, die ich bei Euch verbrachte.

Als kleines Kind, Du warst auf Montage im Ausland, war es etwas ganz besonderes für mich, in Deinem Bett neben meiner Oma zu schlafen. 1 – 2 DM stecktest Du mir immer zu, damit ich Karussell auf der Kirmes fahren konnte. In meiner Teenagerzeit abends auf der Couch vor dem Fernseher, die obligatorischen Nachrichten täglich, von Aktenzeichen XY bis hin zu Tatort. Gegen 22 Uhr saßen wir in der Küche, lösten Kreuzworträtsel und gelegentlich verkosteten wir Deinen selbstgemachten hervorragenden Johannisbeerenlikör.

 

Heute noch – in Gedanken – sehe ich Deinen weißen Arbeitsanzug im Badezimmer neben der Türe hängen. Dein tiefes Ein- und Ausatmen morgendlichen Frühsportes am offenen Fenster vernehme ich, als wäre es erst gestern gewesen. Deine Erzählungen und Ratschläge sind immer noch präsent. Eines der schönsten Erlebnisse war unsere Fahrradtour – nur wir beide – um den Wilhelmshavener Jadebusen herum. Du hast Dir Zeit für mich genommen, was andere nicht für nötig hielten. Für Dich war ich kein Ungeziefer, das es zu zertreten galt. Ich war Deine Enkelin und dafür liebe ich Dich.

 

2013 habe ich zufällig erfahren, dass Du zu Lebzeiten im Jahre 1998 allen 5 Enkelkindern einen 100 g Goldbarren als Schenkung überlassen hast. Natürlich mit der Begründung zur Vorsorge für schlechte Zeiten. Das war Deine Lebenseinstellung – für schlechte Zeiten vorsorgen. Alle Enkelkinder haben Ihren Goldbarren erhalten – außer mir. Diesen Goldbarren habe ich nie erhalten, Missbrauch durch Unterschlagung war die Ursache. 

Es geht mir nicht um den Wert des Goldbarrens, sondern um die Tatsache, dass es ein Andenken an Dich war – an Deine Lebenseinstellung. Ich konnte mich dafür nie bedanken. Und wieder war hier bewusste Manipulation im Spiel. Du bist im Glauben gestorben, dass ich ein undankbares Enkelkind sei. Diese Vorstellung ist für mich das Schlimmste.

Mit dieser Danksagung post mortem danke ich Dir für diesen Goldbarren. Er ist in unrechtmäßigen Händen, denn die Verjährungsfrist zur gesetzlichen Aushändigung beträgt 10 Jahre und ist somit überschritten. Mein Anspruch ist verjährt. Aber Deine liebenswerte Absicht, für einen einen Notgroschen zu sorgen, bedeutet für mich alles.

Die Respektlosigkeit gewisser Personen nach Deinem Ableben, Deinen selbstgemachten Johannisbeerenlikör vor Deinem Haus an Laufkundschaft zu verhökern mit den Worten „Das hat uns der Alte hinterlassen!“, wurde durch die Bewohner von Voslapp weitergetragen.

Eine Impertinenz gegenüber Deinem Leben und Schaffen.

Sommer 2013 stand ich vor Eurem Grab, und ich danke Deinem Sohn, Falko Stäblein, und seiner Frau, Gisela Stäblein, für die liebevolle Grabpflege.